Eine Serie über den Aufbau und die häufigsten Erkrankungen und Störungen
1. Teil – Aufbau der Netzhaut
Der Mensch hat bekanntlich 5 Sinne. Einer davon ist das Sehen und gilt damit eines der wichtigsten. Zumindest aus psychologischer Perspektive, denn es ist möglich ohne Augenlicht zu leben. Allerdings gestaltet sich vieles im täglichen Alltag dann schwieriger.
Das Auge ist für die Aufnahme der Bilder, die wir sehen, verantwortlich. Mit einem Volumen von ca. 6 ½ cm³ ist das Auge recht klein im Vergleich zu den anderen Sinnesorganen. Der Prozess des Sehens kann man in etwa mit einer Fotokamera vergleichen. Wie genau das vonstattengeht, darauf gehen wir hier nicht ein. Nur so viel: es ist ein faszinierendes und komplexes Zusammenspiel der unterschiedlichen Bestandteile des Auges und der Sehrinde in unserem Gehirn.
Wir wollen uns in dieser Folge mit der Netzhaut – auch Retina genannt – des Auges beschäftigen. In diesem Teil möchten wir Ihnen erklären, wie die Retina aufgebaut ist und damit einer der Grundlagen des Sehprozesses geschaffen wird.
Unsere Netzhaut reicht vom Rand der Iris bis hin zum Sehnervkopf – also dem Ein- bzw. Austritt des Nervus opticus. Die Retina hat eine Dicke von ca. 0,1 bis 0,5 mm. Sie ist also etwa so dick wie ein Blatt Papier. Allein dieser Vergleich zeigt, wie unglaublich leistungsfähig unsere Netzhaut ist. Sie bildet die innerste und gleichzeitig hinterste Schicht, auf der die Lichtreize im Auge auftreffen. Von dort wird das Licht in Nervenimpulse umgewandelt. Man kann auch sagen, dass die Retina eine Art vorgelagertes Gehirn darstellt.
Die Retina bildet die innere Auskleidung des Auges. Auf ihr liegt der Glaskörper (Corpus vitreum) direkt an. Nach außen hin liegt der Netzhaut die Aderhaut (Choroidea) auf. Anschließend folgt als äußerste Schicht die Lederhaut (Sklera). Die Choroidea ist für die Nährstoffversorgung der Netzhaut verantwortlich.
Die Netzhaut wird in 2 Teile unterteilt. Da wären:
Die Pars optica bildet den größten Teil der Retina und enthält die Fotorezeptoren. Die Pars caeca dagegen ist, wie der lateinische Name schon sagt, „blind“ und trägt keine Fotorezeptoren. Sie besteht nur aus einem Pigmentepithel und ist an der visuellen Wahrnehmung nicht beteiligt. Die Pars caeca überzieht im vorderen Augenabschnitt die Rückseiten der Iris und die des Ziliarkörpers.
Der Übergang zwischen den beiden Teilen der Netzhaut ist die gezackte Ora Serrata. Dieser Bereich liegt etwa 3 mm hinter dem Ziliarkörper.
Weiter hinten im Auge geht der lichtempfindliche Teil der Retina in den Sehnervkopf über. An dieser Stelle treten die gebündelten Nervenzellen (Axone) der Ganglienzellen durch alle Netzhautschichten hindurch und bilden dort den blinden Fleck. Der blinde Fleck enthält keine Fotorezeptoren. Wir nehmen ihn beim Sehprozess nicht wahr, weil unser Gehirn diesen Bereich automatisch ergänzt.
Es gibt aber auch das komplette Gegenteil auf unserer Netzhaut. Er ist geradezu „überladen“ mit Fotorezeptoren. Es ist der gelbe Fleck (Macula lutea). Ein ovaler Bereich der menschlichen Retina, der ca. 2 mm lang und ca. 1 mm breit ist. In dessen Mitte befindet sich die gefäßreiche Sehgrube (Fovea centralis). Sie stellt den Punkt des schärfsten Sehens dar, denn hier sind nur Zapfenzellen vorhanden. Keine Stäbchenzellen.
Zapfen und Stäbchen sind Fotorezeptoren. Sie sind sehr lichtempfindlich und wandeln die Lichtreize in Nervenimpulse um. Die Stäbchen sind dabei für das Sehen in der Dämmerung und die Zapfen für das Tag- und für das Farbsehen verantwortlich. Weil die Zapfen in so großer Anzahl in der Sehgrube (Macula) vorkommen, ist dieser Bereich auch von größter Bedeutung für das Farbsehen, aber auch für das scharfe Sehen. Andernfalls trüge der Teil der Netzhaut diesen Namen nicht – Punkt des schärfsten Sehens. Bei den Stäbchenzellen dagegen ist kein Farbsehen möglich. Da bekommt das Sprichwort „Nachts sind alle Katzen grau“ eine nachvollziehbare Bedeutung, denn es stimmt tatsächlich.
In jedem Auge hat der Mensch etwa 120 Millionen Stäbchen und ca. 6 Millionen Zapfenzellen. Dazu kommen noch etwa 1 Million Ganglienzellen. Die Ganglienzellen bilden den „Ausgang“ der Retina. Sie leiten die Bilder in den Sehnerv weiter. Dazu gibt es noch die interneuronalen Zellen. Sie verschalten die Fotorezeptoren miteinander. Sie sind also eine Art Steuereinheit, während die Ganglienzellen die „rasenden Kuriere“ sind.
Die Netzhaut verfügt über keine Schmerzrezeptoren und deshalb sind Netzhauterkrankungen in der Regel schmerzfrei. Erkrankungen der Netzhaut gibt es viele. Unser Wunderwerk der Evolution ist sehr empfindlich. Über die häufigsten Netzhauterkrankungen möchten wir in den nächsten Folgen berichten. Bleiben Sie also gespannt.
Autorin: Gesine Fechner
Quellen: Internet
Geprüft: Frau Prof. Dr. Stübiger (Oberärztin UKE Hamburg), Herr Dr. med. Hennighausen (Augenarzt im Ruhestand)
Bildquelle: AMD-Netz e.V. (www.amd-netz.de)
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für Ihre Mithilfe/Mitarbeit zu diesem Artikel.