Unser Immunsystem wird auch als Abwehrsystem bezeichnet. Es verteidigt unseren Organismus gegen äußere Eindringlinge und körperfremde Stoffe. Man kann unser Immunsystem auch als Immunabwehr, Abwehr oder sogar „Polizei unseres Körpers“ bezeichnen.
Es gibt viele für uns unsichtbare Zeitgenossen, die unserem Körper Schaden zufügen können. Dazu zählen u. a.:
Diese infektiösen Erreger gilt es von uns fern zu halten und dafür sorgt unser Immunsystem permanent Tag und Nacht. Dieser Prozess ist sehr effektiv und geschieht meist von uns unbemerkt. Bei einigen dieser unangenehmen „Gesellen“ braucht unsere Körperabwehr aber länger, bis sie ausgeschaltet sind. Komplett ohne Beschwerden läuft dieser Vorgang dann nicht mehr ab. Wir Menschen leiden dann an Symptomen wie z. B. Husten, Schnupfen, Heiserkeit und/oder Fieber. Diese Erscheinungen sind dann sehr lästig, aber sie sind Teil des Abwehrmechanismus und dienen dazu, unseren Körper von den Erregern zu befreien. Vereinfacht gesagt: unsere „Polizei“ macht ihren Job und das bemerken wir in Form dieser Symptome.
Zu unserem Immunsystem zählen komplette Organe und Organteile, aber auch einzelne Zellen. Daneben spielen eine Vielzahl von Botenstoffen eine Rolle. Wichtige Bestandteile sind z. B.:
Die wichtigsten Zellen des Abwehrsystems sind die verschiedenen weißen Blutkörperchen. Dazu zählen unter anderem:
Botenstoffe sind u. a. die „Telefonleitung“ zwischen den Zellen. Einige davon sind das „Kommunikationssystem“. Die körpereigenen Zellen müssen sich einander „unterhalten“ können, damit die richtigen Informationen ausgetauscht werden können. So wie wir das als Menschen mit unserer Sprache auch tun. Hier geschieht das in Form von Botenstoffen und wird als die Gruppe der Zytokine bezeichnet. Als Zytokine werden Proteine bezeichnet, die das Wachstum und die Differenzierung von Zellen regulieren. Für unser Immunsystem sind da die Interferone, Interleukine und/oder Tumornekrosefaktoren (TNF) von Bedeutung.
Anatomische Barrieren
Was für den Soldaten der Panzer ist, sind beim Körper die anatomischen Grenzen nach außen hin: Ob Haut, Schleimhäute, Nasenhaare oder die Flimmerhärchen auf der Bronchialschleimhaut – als erste Stufe unserer Abwehr halten sie die gröbsten Angriffe von außen fern. Selbst die Magensäure gehört zu diesem System, weil sie ungebetene Keime mit der darin enthaltenen Salzsäure unschädlich macht, die über unsere Nahrung in den Körper gelangen.
Die angeborene Abwehr
Sollten einmal „illegale“ Keime die anatomischen Barrieren doch überwunden haben, dann kümmern sich im Körper weitere Komponenten des Immunsystem um dessen Bekämpfung. Dies wird dann zum einen die angeborene Abwehr oder auch als natürliche Abwehr bezeichnet. „Die natürliche Abwehr“ besteht aus Fresszellen. Als Fresszellen gehören:
Aber auch in unserem Blut gelöste Eiweiße mit eigener Abwehrfunktion zählen dazu. Die Abwehrzellen werden über chemische Botenstoffe angelockt und sind auch bei Wunden oder einem Infektionsherd am Ereignisort.
Nicht ohne Grund wird diese Form der körpereigenen Abwehr auch „unspezifische Abwehr“ bezeichnet. Eine Prüfung vorab, um welchen Angreifer es sich dabei genau handelt findet hier nicht statt. Körperfremde Eindringlinge werden einfach von den Fresszellen umschlossen und allmählich abgebaut.
Die erworbene Abwehr
Um schneller auf erneute Bedrohungen reagieren zu können, gibt es dazu die erworbene oder spezifische Abwehr. Wesentlichster Bestandteil sind hier die B-Lymphozyten (bestimmte weiße Blutkörperchen). Sie werden im Knochenmark gebildet und sammeln sich später in den Lymphknoten sowie der Milz. Die B-Lymphozyten bilden exakt passende Antikörper gegen eine bestimmte Art von Erregern. Das ist etwa so wie ein riesiger Schlüsselbund, an dem die B-Lymphozyten den passenden Schlüssel suchen.
Wenn erst einmal die passenden Antikörper gefunden sind, binden diese an den jeweiligen Eindringling an und markieren ihn auf diese Weise. So kann der Schädling schneller von den Fresszellen unschädlich gemacht werden. Das Besondere daran: Die B-Zellen merken sich die Beschaffenheit des jeweiligen Erregers. Bei einer Infektion von demselben Erreger kann unser Körper nun sehr schnell die dafür passenden Antikörper bilden und sich verteidigen. Diese Abwehrform steht aber nicht sofort zur Verfügung. Sie muss erst erlernt werden, was meist ein paar Tage braucht. Bildhaft gesagt: es drückt die Schulbank und das immer wieder aufs Neue.
Die erworbene Abwehr ist bei jedem Menschen anders und damit einzigartig. Das liegt daran, dass jeder mit anderen Erregern in Berührung kommt und unser Immunsystem darauf entsprechend reagiert.
Krankheiten des Immunsystems
Leider funktioniert selbst bei unserer „Armee“ nicht alles problemlos. Die körpereigene Abwehr kann auf verschiedenste Weise gestört sein.
Geschwächtes Immunsystem
Ein geschwächtes Immunsystem kann verschiedenste Ursachen haben:
Allergien
Bei Allergien reagiert das Immunsystem übertrieben. Es verteidigt den Körper gegen Stoffe, die sonst eigentlich eher harmlos wären. So bilden Allergiker s. g. IgE-Antikörper z. B. gegen Gras- oder Blütenpollen oder bestimmte Lebensmittel, aber auch Medikamente oder Metalle.
Autoimmunerkrankungen
Zusätzlich gibt es noch die große Gruppe der Autoimmunkrankheiten. Dabei richtet sich die eigene Immunabwehr gegen Teile des eigenen Körpers. Ein Beispiel ist der Morbus Basedow, bei dem Antikörper gebildet werden, die sich gegen einen Bestandteil der Schilddrüsenzellen, den TSH-Rezeptor richten. Dies treibt die Schilddrüse dazu an, mehr Hormone zu produzieren. Eine sehr unschöne Erkrankung, die leider auch mit Fortschreiten der Erkrankung immer mehr sichtbar werden kann. Auch die rheumatoide Arthritis oder die Uveitis zählen zu diesen Formenkreis. Letztere Beispiele bleiben lange für Außenstehende „unsichtbar“.
Die Auslöser für eine Allergie oder eine Autoimmunerkrankung wie Morbus Bechterew sind bis heute weitgehend unbekannt. Warum unser Immunsystem sich so gegen Bestandteile des eigenen Körpers richtet wird immer noch erforscht. Doch es wird noch sehr lange dauern, weil dies ein sehr komplexer Prozess ist, den man bis heute noch nicht bis ins Detail versteht.
Wird das Immunsystem nach einem Infekt stärker?
Das trifft nicht auf jeden Infekt zu, aber in gewisser Weise trainieren Infekte das Immunsystem und machen es damit „schlauer“. Denn wie oben bereits erklärt, kann sich die spezifische Abwehr bestimmte Keime merken und ist dann in Zukunft besser auf sie vorbereitet. Es hat dadurch quasi ein Gedächtnis. Nach diesem Prinzip funktionieren auch Impfungen. Bei einer Impfung wird unserem Körper eine Infektion mit einem bestimmten Virus/Bakterium vorgetäuscht. Der Impfstoff ähnelt dem eigentlichen Erreger äußerlich sehr stark, ist aber so entworfen, dass er nicht krank macht. Für unsere Immunabwehr reicht diese Täuschung aber aus, um passende Abwehrstoffe zu bilden, um die dann vorrätig zu haben. Befällt später einmal der tatsächliche Keim den Körper, verfügt dieser schon über die passenden Antiköper. Er ist somit im besten Fall komplett gegen vom Erreger ausgelöste Erkrankung geschützt.
Quelle: Apothekenumschau
Inhaltliche Ergänzung und Erweiterung des Textes durch: Gesine Fechner
Korrektur gelesen von: Dr. med. G. Endsin
Einfach den Text markieren und auf den Lautsprecher klicken, der nach den makieren erscheint :)