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Patienten-Selbsthilfegruppe in Norddeutschland

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Was ist ein Glaukom?

Ein Glaukom ist eine schwerwiegende chronisch verlaufende Augenerkrankung und ist im Volksmund besser unter „grüner Star“ bekannt. Oft wird diese Erkrankung mit dem „grauen Star“ (im medizinischen Katarakt genannt) verwechselt. Letzteres ist nichts anderes als die schleichende Eintrübung der Linse und kann durch einen operativen Eingriff schnell behoben werden.

Ein Glaukom ist eine Erkrankung des Sehnervs. Dabei ist ein zu hoher Druck im Auge ursächlich, der durch das Kammerwasser entsteht. Das Kammerwasser wird für die Nährstoffversorgung bestimmter Teile im Auge benötigt und darüber hinaus ist es auch für die Erhaltung der Form des Auges verantwortlich. Andernfalls wäre ein Sehprozess wie wir es kennen gar nicht möglich und es würde etwa aussehen wie ein Luftballon, dem die Luft verloren geht.

Das Kammerwasser wird im Ziliarkörper gebildet. Diese Flüssigkeit muss auch aus dem Auge wieder abtransportiert werden. Das geschieht über ein Gewebegeflecht (Trabekelwerk) im Kammerwinkel des Auges. Dieser Abschnitt ist immer wieder anfällig für „Verstopfungen“. Ist der Abfluss des Kammerwinkels behindert, kann daraus ein Glaukom entstehen. Bildhafter gesagt: die Badewanne läuft allmählich voll und schlimmstenfalls sogar über, weil sie über keinen weiteren Abfluss verfügt.

Nun ist das Auge keine Badewanne, bei dem etwas über die Ränder fließen kann, aber der Vergleich damit macht es besser vorstellbar. Das Kammerwasser kann nicht mehr ungehindert abfließen. Also staut es sich im Auge und erhöht so den Augeninnendruck. Bei einer Badewanne, die droht überzulaufen, würde man vielleicht zu einem Rohrreiniger greifen oder gar den Klempner rufen. Doch bei einem zu hohen Augeninnendruck ist das nicht so einfach, weil der Kammerwinkel mikroskopisch klein ist. Steigt also der Druck im Auge, wird ein anderer Teil verdrängt bzw. zusammengepresst. Am Ende der Kette trifft es die Netzhaut (Retina) und vor allem den sehr empfindlichen Sehnevkopf (Papille).

Was ist ein normaler Augeninnendruck?

Der normale Augeninnendruck sollte sich zwischen 10 mm Hb und 21 mm Hg bewegen. Hg ist das chemische Element für Quecksilber. Schwankungen sind völlig normal, wenn sich der Wert innerhalb dieses Rahmens bewegt. Es gibt allerdings auch Ausnahmen (s. Formen).

Was können die Folgen eines Glaukoms sein?

Wird ein Glaukom nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, entstehen vorwiegend am Sehnerv irreparable Schäden. Dies kann dann häufig zu Sehverlusten im äußeren und/oder zentralem Gesichtsfeld und im schlimmsten Fall bis zur völligen Erblindung des betroffenen Auges führen. Etwa 20 % aller Erblindungen in Deutschland pro Jahr sind auf ein Glaukom zurückzuführen.

Glaukome zählen in der westlichen Welt zu den drei häufigsten Ursachen einer Erblindung.

normale Perspektive
Sehverlust im zentralen Gesichtsfeld und wird häufig von Betroffenen nicht bemerkt
Ein bereits massiver Ausfall

Was sind die Symptome?

Die Symptome eines Glaukoms sind häufig sehr unspezifisch und werden oft damit nicht in Verbindung gebracht. Das macht das Glaukom als Augenerkrankung besonders tückisch. Symptome bei sehr hohem Augendruck können sein:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Schwindelgefühl

Es gibt aber auch Symptome wie Sehstörungen und Lichtempfindlichkeit, die sehr eindeutig sind. Vor allem ein sogenannter Glaukomanfall (auch als Winkelblock bezeichnet) kann sich mit einer Reihe dieser Symptome bemerkbar machen. Ein solcher Anfall gilt als Notfall. Dann ist ein rascher Besuch beim Augenarzt oder sogar in einer Notfallambulanz einer Klinik angebracht, weil das Augenlicht massiv bedroht ist.

Im Frühstadium eines Glaukoms sind auch immer wieder gar keine Symptome zu verzeichnen. Es ist völlig schmerzfrei und das ist gefährlich, denn im Frühstadium sind die meisten Schäden mit der richtigen Therapie vermeidbar oder zumindest aufhaltbar.

Deshalb ist Früherkennung bei einem Glaukom so wichtig. Eine Vorsorgeuntersuchung ab dem 40. Lebensjahr wird daher empfohlen. Leider ist in Deutschland die Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie) bei gesetzlich Versicherten Personen seit einigen Jahren eine s. g. individuelle Gesundheitsleistung (kurz iGeL), die von jedem selbst zu zahlen ist. Das schreckt so manchen ab und er/sie verzichtet darauf. Doch es ist eine gute Möglichkeit ein Glaukom im Frühstadium rechtzeitig zu erkennen. Ist erst einmal ein Glaukom diagnostiziert, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland zumeist die Messung des Augeninnendruckes mittels Tonometrie.

Was sind die Ursachen/Risikofaktoren eines Glaukoms?

Die Ursachen und Risikofaktoren sind sehr vielfältig. Das können sein:

  • Erbliche Faktoren
  • andere Augenerkrankungen (Uveitis, Diabetes usw.)
  • Verletzungen
  • Medikamente (z. B. Kortison)
  • nach einer Augenoperation
  • Lebensalter über 60 Jahre (Risikofaktor)
  • Starke Kurzsichtigkeit (Risikofaktor)

Wie wird ein Glaukom diagnostiziert?

Als erstes für die Diagnostik eines Glaukoms steht ein Sehtest zur Verfügung. Hier können schon erste Auffälligkeiten erkannt werden, denn Menschen haben häufig ein starkes (dominantes) und ein schwächeres Auge. Wenn z. B. sich beim schwächeren Auge ein Glaukom entwickelt, übernimmt häufig das dominantere Auge und gleicht so manchen Sehverlust aus. Das menschliche Gehirn kann sich also auch täuschen/überlisten lassen. Bei einem Sehtest ist das nicht möglich, da jedes Auge einzeln diesen machen muss.

Hinzu kommt bei der Diagnose die Untersuchung an der Spaltlampe. Der Augenarzt geht dabei Schritt für Schritt vor und beurteilt bei noch kleiner (enger) Pupille den vorderen Augenabschnitt. Dabei misst er auch den Augeninnendruck (Tonometrie). Dazu werden dem Patienten fluoreszierende Augentropfen in jedes Auge verabreicht. Das dient der Anfärbung und einer kurzzeitigen Betäubung der Hornhaut (ca. 15 Minuten). Mit einem kleinen Köpfchen, das auf die Hornhaut für wenige Sekunden geführt wird, und blauem Licht wird der Augeninnendruck gemessen.

Spaltlampe

Ein weiterer Schritt bei der Diagnose kann die Überprüfung des Gesichtsfeldes beider Augen sein. Das ist eine Untersuchung, die in einem Gerät stattfindet, das wie ein großer halbierter Globus wirkt. Dabei wird ein Auge abgedeckt und das andere fixiert einen festen Punkt in der Mitte. Der Patient bekommt zudem einen Knopf in die Hand, auf den er drückt, wenn er einen Punkt mit dem freien Auge erkannt hat. Es ist ein wenig wie ein in die Jahre gekommenes Computerspiel. Doch es ist in der Diagnostik wichtiger Bestandteil, um festzustellen ob und welche Schäden ein Glaukom bereits angerichtet haben kann.

Perimetrie- bzw. Gesichtsfeluntersuchung

Als letztes in der Diagnostik kommt häufig die Untersuchung des hinteren Augenabschnittes mit der Netzhaut und dem Sehnervkopf. Dazu wird die Pupille mit Augentropfen vorübergehend weit gestellt. Diese Untersuchung wird häufig als unangenehm empfunden, weil der Augenarzt mit einem starken Lichtstrahl ins Auge leuchten muss, um die Situation beurteilen zu können. Doch es ist eine sehr sichere Diagnosemöglichkeit. Vor allem in einem fortgeschrittenen Stadium, denn nicht immer ist ein Glaukom allein an den Druckwerten zu erkennen. Dann ist die Beurteilung der Netzhaut und des Sehnervkopfes durch einen erfahrenen Augenarzt von zentraler Bedeutung.

Wie wird ein Glaukom behandelt/therapiert?

In aller erster Linie kommen Augentropfen zum Einsatz, die den Abfluss der Kammerwassers fördern sollen. Damit fungieren sie beinahe wie ein „Rohrreiniger“ und hindern somit „die Badewanne“ am Überlaufen. Sie sind ein ganz wichtiger Bestandteil der Therapie. Die Wirkstoffe der Augentropfen setzen an verschiedenen Stellen an, um den Augeninnendruck auf ein normales Maß zu reduzieren. Manchmal verordnet der Arzt auch Tropfen mit unterschiedlichen Wirkungsweisen in einer Kombination. Eines ist bei alldem sehr wichtig: der Patient sollte Selbstdisziplin beweisen. Wenn die Tropfen regelmäßig und korrekt nach ärztlicher Verordnung anwendet werden, kann das Fortschreiten des Glaukoms aufgehalten oder sogar gestoppt werden.

Leider setzen etwa 2/3 der Patienten die verordneten Augentropfen nach etwa 6 Monaten oder sogar früher eigenmächtig wieder ab, weil sie keine Verbesserung erkennen können. Doch eine Verbesserung ist nicht das Ziel. Die wirkliche Absicht ist die Senkung des Augeninnendrucks und damit ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Schäden, die bis zur Diagnose und Beginn der Therapie am Sehnerv entstanden sind, können auch die besten Augentropfen nicht wieder rückgängig machen. Daher ist die eigenmächtige Absetzung der verordneten Augentropfen sehr gefährlich für den Erhalt des Augenlichtes. Augenärzte appellieren immer wieder: niemals die Augentropfen ohne Absprache absetzen! Wenn die Nebenwirkungen zu unangenehm sein sollten, ist es sehr ratsam den Augenarzt nach einer Alternative zu fragen.

Apropos Nebenwirkungen. Kein Medikament, das ohne ist. Die Augentropfen, die zur Absenkung des Augeninnendrucks in der Therapie eingesetzt werden, können Brennen, Juckreiz und/oder trockene Augen verursachen. Manchmal kann auch ein verstärkt tränendes Auge auftreten. Dazu können sich noch u. a. ein Fremdkörpergefühl im Auge, verschwommenes sehen oder Kopfschmerzen gesellen. Diese können sich in einer sehr unterschiedlichen Intensität bemerkbar machen. Das hängt vom Wirkstoff ab und wird von jedem Patienten anders wahrgenommen.

Weitere Informationen zur medikamentösen Therapie eines Glaukoms finden Sie unter http://www.glaukom.de/medikamentose-therapie/ oder https://www.shg-glaukom-berlin.de/therapien/drucksenker/

Wenn die Therapie mit Hilfe von Augentropfen nicht ausreicht, gibt es darüber hinaus auch Therapiemöglichkeiten mit Tabletten. In sehr akuten Fällen besteht sogar die Möglichkeit von Infusionen, die allerdings nur als sehr kurzfristige schnelle Lösung gedacht sind und nur während eines stationären Aufenthaltes verabreicht werden.

Ist ein Glaukom sehr ausgeprägt, kann eine Operation am betroffenen Auge ein weiteres Mittel in der Therapie sein. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. In allererster Linie kommen aber Lasertechniken zum Einsatz, die den Ziliarkörper stellenweise abtöten, um die Bildung des Kammerwassers einzuschränken. Um das Beispiel mit der Badewanne wieder aufzugreifen: man dreht ein wenig den Wasserhahn zu.

Eine weitere operative Option wäre beispielsweise das Kammerwassers durch ein künstliches geschaffenes Loch in der Iris abfließen zu lassen.

Es gibt auch Medizinprodukte (Baerveldt, Ahmed-Valved usw.), die in einer sehr aufwendigen Augenoperation dem Patienten implantiert werden. Solche Implantate bestehen zumeist aus Silikon und wirken wie eine Drainage. Um bei der Badewanne zu bleiben: sie bekommt einen zusätzlichen Abfluss, der die Funktion des alten unterstützt oder gar ersetzt. Solche Operationen sind zumeist das letzte Mittel der Wahl, weil sie so einige Risiken in sich birgt.

Welche Formen des Glaukoms gibt es?

Ja, es gibt sogar unterschiedliche Formen des „grünen Stars“. Die Form hängt u. a. von der Ursache ab und dementsprechend wird auch die Therapie ausgerichtet. Es gibt folgende Formen:

  • Primäre Glaukome
    Primäre Glaukome sind Glaukome, die spontan und/oder ohne spezielle Ursache auftreten. o Offen- oder Weitwinkelglaukom
  • Winkelglaukom/Winkelblockglaukom (Glaukomanfall)
    Der Abfluss des Kammerwassers ist in einem zu eng angelegten Kammerwinkel plötzlich behindert. Ein Glaukomanfall ist die Folge. Der Augeninnendruck ist stark erhöht und führt zu erheblichen Beschwerden (s. Symptome)
  • Normal- oder Niedrigdruckglaukom (Sonderform)
    Ist eine besondere Form des primären Offenwinkelglaukoms. Hier sind Schäden am Sehnerv eingetreten, obwohl der Augeninnendruck im Normalbereich liegt. Die betroffenen Augen reagieren empfindlicher auf einen „normalen Druckwert“.
  • Angeborenes Glaukom
    Diese Form kann bereits bei Geburt bestehen oder bis zum frühen Erwachsenenalter auftreten. Sie gilt als selten.
  • Sekundärglaukom
    Ist eine Form, die infolge einer anderen Augenerkrankung oder
    -verletzung oder im Rahmen einer Allgemeinerkrankung auftritt.
  • Okulare Hypertonie

Ein Fazit: Das Glaukom oder den Verdacht auf dessen sollte also nie auf die leichte Schulter genommen werden. Wenn „die Badewanne“ erst einmal überläuft, ist es oftmals schon sehr spät oder gar zu spät.

Sollten von Uveitis betroffene Menschen noch etwas zum Glaukom wissen?

Ja, unbedingt. Die Uveitis ist, wie schon hinlänglich bekannt, eine entzündliche Augenerkrankung, die oft chronisch bzw. wiederkehrend (rezidivierend) verläuft. Im Zuge der Erkrankung treten häufig Komplikationen auf. Dazu zählt auch ein Glaukom. Was dabei die „Verstopfung“ verursacht ist bekannt. Es sind Eiweißproteine, die durch den Entzündungsprozess bei einer Uveitis entstehen. Diese Proteine schwimmen frei im Auge herum und sind zu groß für den Abfluss durch den Kammerwinkel.

Viele Formen der Uveitis werden zudem mit Kortison behandelt und erhöhen den Augeninnendruck zusätzlich oder das Risiko dafür steigt zumindest. Deshalb ist es besonders wichtig den Augeninnendruck bei Patienten mit Uveitis regelmäßig zu kontrollieren. In diesen Fällen muss nicht einmal die Diagnose Glaukom erst gestellt sein, um die Messung (Tonometrie) beim Augenarzt durch die gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland bezahlt zu bekommen. Es ist zumeist ein routinemäßiger Bestandteil der Untersuchung bei Diagnose Uveitis.




Autor:
Gesine Fechner


Mithilfe/Korrketur durch:

Dr. med. Marc J. Mackert (Oberarzt Glaukomambulanz Augenklinik München Campus Innenstadt); Prof. Dr. med. Christoph. Hirneiß (niedergelassener Augenarzt in München und früherer Obrarzt der Glaukomambulanz Augenklinik München Campus Innenstadt) www.prof-hirneiss.de/Startseite/; Prof. Dr. med. Nicole Stübiger (Oberärztin Augenklink Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf)

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