Eine Serie über den Aufbau und die häufigsten Erkrankungen und Störungen
2. Teil Farbblindheit und Farbsinnstörungen
„Ey, bist Du farbenblind, oder was?!“. Wer hat diesen Satz nicht schon gesagt und damit seinen Frust, vor allem im Straßenverkehr, seinen freien Lauf gelassen? Für die meisten von uns heißt die Antwort: nein, wir können Farben erkennen.
Für einige wenige Menschen ist das aber trauriger Alltag, Farben nicht gut oder gar nicht erkennen zu können. Es gibt also Farbenblindheit tatsächlich, aber es gibt auch Farbsinnstörungen. Letzteres wird gern mit der Farbblindheit verwechselt.
Farbenblindheit kann angeboren sein oder erworben werden. Menschen, die unter einer Farbenblindheit, auch Achromatopsie oder Achromasie genannt, leiden, können keinerlei Farben erkennen. Stattdessen nehmen sie ihre Umwelt in den unterschiedlichsten Grautönen, schwarz und weiß bzw. in hell/dunkel Kontrasten war. Die gesamten Hell-Dunkel-Rezeptoren (Stäbchen) der Netzhaut übernehmen also die komplette Sehleistung des Auges.
Bei der angeboren (okularen) Farbenblindheit ist eine Störung in der Netzhaut ursächlich. Diesen Menschen fehlen die Zapfen, die für das Farbsehen verantwortlich sind, von Geburt an völlig. Diese Zapfen müssten sich eigentlich in der Fovea (Sehgrube/gelber Fleck) der Netzhaut befinden.
Wer unter einer erworbenen Farbenblindheit leidet, hat zwar die für das Farbensehen nötigen Zapfen und könnte theoretisch auch Farben sehen, denn die Voraussetzungen dafür sind vorhanden. Die Ursache für die Farbblindheit liegt dann in einer Erkrankung der Netzhaut, z. B. die altersassoziierte Makuladegeneration, oder in einer neurologischen Störung, die z. B. durch einen Schlaganfall ausgelöst wurde. Das Gehirn kann die Farben nicht mehr richtig verarbeiten und darstellen.
Es gibt auch eine partielle Farbblindheit. Bei dieser Form fehlen der Person die Zapfen, die für diese Farbe „zuständig“ sind. Dadurch ist es aber möglich Farben zu erkennen, wenn auch in reduzierter Weise.
Es gibt darüber hinaus drei verschiedene Farbsehschwächen, die immer angeboren sind.
- Grünblindheit (Deuteranopie)
- Rotblindheit (Protanopie)
- Blaublindheit (Tritanopie)
Die in der Bevölkerung bekannteste Form unter den Farbsehschwächen ist die Rot-Grün-Farbsehschwäche. Sie betrifft etwa 8 % der Männer und nur 1 % der Frauen. Eine Farbsehschwäche kann von wenig bis stark ausgeprägt sein. Wenn die Schwäche eine sehr schwache Ausprägung hat, dann bleibt sie auch häufig unentdeckt.
Bei allen drei genannten Farbsinnschwächen sind bei den betroffenen Menschen die Zapfen zur Wahrnehmung der jeweiligen Farbe (rot, grün und blau) vorhanden. Doch funktionieren diese Zapfen nicht fehlerfrei. Meist betrifft es eine dieser Farben sehr ausgeprägt. Entweder rot, grün oder blau. Andere Farben können einwandfrei erkannt werden. Einige Personen mit einer Farbsehschwäche können dennoch sehr gesättigte (kräftige) Farben mit ihrer Sehschwäche erkennen.
Wer glaubt, dass er unter einer Farbsehschwäche oder Farbenblindheit leidet, kann das testen (lassen). Es gibt dazu zahllose Sehtest im Internet. Solche Tests sind allerdings nur bedingt geeignet. Endgültige Gewissheit bringt nur ein Besuch bei einem Facharzt. Das ist in solchen Fällen ratsamer als eine Selbstdiagnose. Wie Sie nun erfahren konnten, ist es gar nicht so einfach, jemanden als farbenblind zu bezeichnen. Es gibt hier große Unterschiede und vor allem Ursachen. Das manches Verhalten von Verkehrsteilnehmern nicht in Ordnung ist und es für Frust/Ärger sorgt, ist nur allzu verständlich. Schließlich ist angestauter Ärger auch ungesund. Doch vielleicht überlegen Sie sich in solchen Situationen Ihre Worte noch einmal und verhelfen Ihrem Ärger zu anderen Auswegen. 🙂
Mit so einer Ishihara-Farbtesttafel wird das Farbsehen getestet. Z. B. um den Führerschein machen zu können.
Autorin: Gesine Fechner
Quellen: Internet
Geprüft: Herr Dr. med. Hennighausen (Augenarzt im Ruhestand)
Bildquelle: iStockphoto.com; Buch: Tafeln zur Prüfung des Farbsinnes/Farbsehens
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für Ihre Mithilfe/Mitarbeit zu diesem Artikel.